Ein Besuch im Centro Dannemann in Brissago


Und dann gibt es noch die weltliche Seite, die ein atemberaubender im dezenten Schönbrunner Gelb erleuchtendes Bauwerk mit riesengroßen Fenstern verkörpert. Dieses eindrucksvolle Palais ist die legendäre Fabbrica Tabacchi Brissago, das heutige Centro Dannemann. Dem riesigen Gelände gehören ein großer Park und ein eigener Hafen an. Doch das ist längst nicht alles, womit das FTB Geschichte schrieb. Vor dem Ersten Weltkrieg machte sich genau diese Tabakfabrik als größter Konzern aus dem Tessin einen Namen. Doch die Fabbrica Tabacchi Brissago war noch mehr und setzte als erste Aktiengesellschaft der Schweiz ein Zeichen – natürlich in die richtige Richtung.

Die Geschichte von Brissago und der Tabakfabrik sind eng miteinander verbunden

Entwicklung der Gemeinde und ihrer Umgebung wurde maßgeblich beeinflusst

Obwohl die Geschichte Brissagos weit länger als die Gründung der Tabakfabrik zurückreicht, hat der Aufstieg dieses Betriebs die Entwicklung der Gemeinde und ihrer Umgebung maßgeblich beeinflusst. Ja, es glich sogar einer kleinen Revolution, als der ganze 150 Jahre lang auf dem Fabrikgebäude verewigte Name der Fabbrica Tabacchi Brissago wie aus dem Nichts durch das kunterbunte Logo von Dannemann ersetzt wurde.

Deshalb befindet sich das Unternehmen mittlerweile seit 1999 im Besitz der Burger Söhne SA, die ein wichtiger Teil Dannemann-Tabakmanufaktur mit brasilianischer Abstammung ist. Doch für Einheimische und Alteingesessene war dieser Namenswechsel eine Überraschung. Schließlich sind viele Menschen ein Leben lang mit dem FTB aufgewachsen.

Potentielle Arbeitskräfte waren schnell gefunden

Das erste Kapitel in der Geschichte des heutigen Centro Dannemann wurde im Jahre 1847 geschrieben, als den Lago Maggiore noch nicht einmal eine Fahrstraße umgab. Da das Projekt Straßenbau deshalb auch in Brissago erst ab 1863 begann, war das Städtchen zur damaligen Zeit nur über den Wasserweg erreichbar. Der Bevölkerung mangelte es an finanziellen Mitteln. Längst hatte sich Brissago einen Ruf als Umschlagplatz für Schmuggelware und Zufluchtsort für italienische Flüchtlinge erarbeitet. Zur gleichen Zeit waren Venetien und die Lombardei außerden durch Truppen der k.u.k. Monarchie besetzt. Deshalb verdienten Hunderte an Lombardi und Ticinesi zu dieser Zeit auch in venezianischen Tabakfabriken unter österreichischem Tabakregime ihr Geld.

Doch als die fleißigen Helfer dort ihren Arbeitsplatz verloren, lag es einfach auf der Hand, in Brissago die in Mode gekommenen Zigarren mit Kentucky- und Virginia-Tabak selbst anzufertigen. Auf diese Weise – so die Intention der Tabakproduzenten – war den befeindeten Österreichern eine wirtschaftliche Niederlage gewiss. Und so riefen einige Emigranten aus der Lombardei und Brissager letztendlich auch die Fabbrica Tabacchi Brissago ins Leben.

Wirtschaftliche Sicherheit für die einheimische Bevölkerung

Neue Arbeitsmöglichkeiten wurden erschaffen

Die Neuentwicklung des damaligen Industriezweigs war für die Bevölkerung ein Segen. Neue Arbeitsmöglichkeiten wurden erschaffen. Da wollte auch niemand kritisieren, für einen Hungerlohn ganze elf Stunden je Tag unter härtesten Bedingungen arbeiten zu müssen. Zu dieser Zeit musste man in ganz Brissago schon lange nach Familien suchen, die mit der „Fabbrica“ nicht in irgendeiner Verbindung standen. Das belegen auch die Zahlen. Denn Anfang des 20. Jahrhunderts arbeiteten bis zu 700 Mitarbeiter in der Manufaktur, von denen die meisten Frauen gewesen sind. Die stolze Ausbeute: pro Jahr wurden in der Fabrik bis zu 50 Millionen Zigarren von Hand gerollt. Doch die Mitarbeiter aus der Fabrik stammten nicht nur aus Brissago. Andere fleißige Helfer benötigten am Tag oft mehrere Stunden, um zu Fuß aus Italien oder von den Bergen zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen. Die akribisch arbeitenden Frauen hatten sogar einen Namen – sie wurden als „Sigaraie“ oder auch Zigarrendreherinnen bezeichnet.

Der Tabak wurde an die Firma via Schiff transportiert. Dann drehten die fleißigen Männer und Frauen jede Zigarre einzeln von Hand. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis die Handproduktion durch Maschinen ersetzt wurde. Zu dieser Zeit wurden die Zigarren nur noch im brasilianichen Stammhaus Dannemann mit der Hand gerollt. Für viele Jahre ließen es sich Tausende an Besuchern nicht nehmen, an Führungen durch die Fabrik teilzunehmen und einzelne Stadien der Zigarrenproduktion vor Ort in Augenschein zu nehmen. So war es sogar noch im Jahre 2004 üblich, dass eine Sigaraia im Sommer 2004 Führungen durchführte und dabei Zigarren von Hand rollte. Doch seit die Zigarrendreherin in Rente gegangen ist, mussten Besucher leider auf diesen Anblick verzichten.

Von der Tabakfabrik zur Eventlocation

Kleine und große Events mit Panoramablick auf den Lago Maggiore

Mittlerweile hat die einstige Fabrik einen neuen Eigentümer, der den Gebäudekomplex vollumfänglich renovieren und modernisieren ließ. Was einst im obersten Geschoss als leerstehender Fabrikraum begann, wurde heute zu einem exklusiven Saal für kleine und große Events mit Panoramablick auf den Lago Maggiore umfunktioniert.

Unmittelbar ans Gelände des heutigen Centro Dannemann grenzt eine Parkanlage, die mit Anlegestellen für Motorboote verbunden ist. Über dem Seeufer wurde ein Grottino angelegt, das hervorragend für Feiern oder elegante Dinnerabende geeignet ist. Die komplette Organisation wird bei Feierlichkeiten durch das Centro Dannemann übernommen.

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