Das Gebirgsmassiv Monte Rosa ist in den Walliser Alpen zu Hause. Hier thront der faszinierende Grenzgänger, der in der Schweiz und Italien gelegen ist. Doch die natürliche Grenze zwischen diesen beiden Ländern ist nicht einfach ein Gebirge unter vielen. Aufgrund der enormen Ausdehnung ist diese Erhebung eines der größten Gebirgsmassive im gesamten Alpenraum.
Zehn Gipfel ragen aus dem Monte Rosa Massiv empor
Der Monte Rosa gilt mit einer Höhe von 4.633 Metern als höchster Berg der Schweiz
Der Monte Rosa schließt unsagbare zehn Gipfel ein. Der Hauptgipfel, die Dufourspitze, gilt mit einer Höhe von 4.633 Metern als höchster Berg der Schweiz. Zudem zeichnet sich das Massiv durch mehrere Viertausender wie das 4.609 Meter hohe Nordend, die 4.563 Meter hohe Zumsteinspitze, die 4.554 Meter hohe Signalkuppe, die Parrotspitze, Ludwigshöhe, das Schwarzhorn, die Vincent-Pyramide oder das Balmenhorn aus. All diese Gipfel sind einige der höchsten Berge der gesamten Alpenlandschaft. Nur einige Berge des Massivs Mont Blanc überragen diese Erhebungen.
Die höchste Steilwand der gesamten Alpen
Das Monte Rosa Massiv ist rekordverdächtig
Doch das Monte Rosa Massiv stellt noch weitere Rekorde auf. Beim Blick auf die Ostwand nehmen Sie die höchste Steilwand der gesamten Alpen in Augenschein. Diese Wand bricht mit einem Anstieg von 1,6 Kilometern alle Rekorde. Aufgrund der Steigung von 45 bis hin zu 50 Grad ist die Ostwand beinahe mit dem Himalaya vergleichbar. Als Herberge der höchsten Bergkette der Alpen erweist sich das Massiv wiederum als rekordverdächtig. Denn der 4.517 Meter hohe Silbersattel ist ebenfalls in der Region zu Hause.
Steht seit mehr als 30 Jahren unter Naturschutz
An den Zukunftsplänen der Region scheiden sich die Geister
Der Monte Rosa mit seinem außergewöhnlichen Gornergletschersystem steht seit mehr als 30 Jahren unter Naturschutz. Als Landschaft und Naturdenkmal von nationaler Bedeutung ist das Massiv mit strengen Schutzauflagen verbunden. Der Erhalt der Ruhe und Stille in der weitgehend "unbelasteten Hochgebirgslandschaft" ist nur ein Ziel von vielen. Allerdings ist dieses Vorhaben gefährdet, seitdem die Region ernsthaft bemüht ist, das Monte Rosa Massiv in einen Heliskiing-Treffpunkt umzuwandeln. Die Meinungen über diese Vorhaben gehen auseinander. Andererseits steigern sich die Bemühungen, die Region langfristig zu einer der besten Ski-Destinationen weltweit auszubauen.
Die Namensherkunft des Gebirges
Vermutlich sind die märchenhaften Anblicke der Grund dafür
Wesentlich gesicherter erscheint hingegen die Herkunft des Namens des Massivs. Vermutlich sind die märchenhaft schönen atmosphärischen Anblicke der Grund dafür, weshalb das Monte Rosa Massiv diesen Namen trägt. Immer wieder beobachten Besucher rosafarbige Lichtreflexe, die sich beim Sonnenuntergang im Schnee spiegeln. Zudem befördern starke Wüstenwinde gelegentlich rötlichen Sand aus Afrika in das Gebirge. Möglicherweise ist die Bezeichnung aber auch auf etymologischen Ursprungs. Schließlich wird die Bezeichnung "Rosa" von dem franco-provenzialischen Terminus "Rouese" für "Gletscher" abgeleitet. Der Begriff "Monte Rosa" ist italienisch. Das Besondere ist jedoch, dass alle Gipfel des Massivs eine deutsche Bezeichnung haben. All diese Theorien stehen über die Namensherkunft im Raum. Allerdings halten es viele Einheimische am wahrscheinlichsten, dass der Name im Zusammenhang mit dem Aostatal steht, das von der aostischen Bezeichnung "Roisa" für Gletscher abgeleitet ist.
Wie entstand der Monte Rosa?
Es ist vermutlich rund 35 Millionen Jahre her
Das Gebirge entstand, als sich die Iberische Halbinsel während der mittleren Kreidezeit vom europäischen Kontinent ablöste. Durch diesen Prozess schoben sich riesige Landmassen zusammen. Weiterer Druck wurde durch die im Südosten gelegene Apulische Platte verursacht, die sich schnell von der Afrikanischen Platte in nördliche Gefilde entfernte. Es ist vermutlich rund 35 Millionen Jahre her, als sich diese Gesteinsschichten übereinander schoben und langsam absenkten. Bedingt durch den hohen Druck und die starke Hitze, verformten sich die Gesteinsschichten schrittweise. Danach falteten sich die Gesteine, bis sie als heutiges Gebirgsmassiv in die Höhe ragten. Über mehrere Millionen Jahre dauerte die Erosion an, durch welche sich die schroffen Walliser Alpen herausbildeten. Die Granit- und Granitgneisenzusammensetzung lässt auch heute nur erahnen, welche Kräfte durch die tektonischen Prozesse gewirkt haben müssen.
Ein Mekka für Bergsteiger
Die ersten dokumentierten Hochtouren
Heute verzaubert das Gebiet als Paradies für Bergsteiger, die sich von den gigantischen Formen des Massivs und steilen Hängen magisch angezogen fühlen. Zu Beginn nahmen die meisten Bergsteiger die Erhebungen nur ehrwürdig vom Boden aus in Augenschein. Doch zunehmend entschieden sich Forscher und Abenteurer dafür, das Terrain zu erobern. Vermutlich sind die ersten dokumentierten Hochtouren auf die Jahre 1778, 1779 und 1780 datiert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit begaben sich einstige germanische Einwohner, die Walser, zuerst auf Entdeckungstouren durch die Region. Bis heute kursieren Sagen, die sich auf das "verlorene Tal" beziehen. Wollten die Walser dieses verlorene Tal vor Ort finden?
Erste Besteigungen des Monte Rosa Massivs
Vermutlich wurde der nach dem Namensgeber Pietro Giordani benannte Punta Giordani im Jahr 1801 als erste Erhebung bestiegen. Danach folgten Besteigungen der Vincent-Pyramide und Zumsteinspitze in den Jahren 1819 und 1820. Die Dufourspitze wurde erstmals im August 1855 durch mehrere Personen bestiegen. Einer von ihnen war Charles Hudson, der als einer der bedeutungsvollsten Alpinisten im "Goldenen Zeitalter des Alpinismus" in die Geschichte eingeht.
Die Ostwand des Massivs: diese Herausforderung sucht ihresgleichen
Bis heute sind sich erfahrene Bergsteiger einig, dass die Ostwand des Monte Rosa eine der größten Herausforderungen ist, der sich Bergsteiger in dem gesamten Gebiet stellen können. Die bekannteste und längste Eiswand aus ganz Europa ist ein Muss für anspruchsvolle Bergsteiger. Der Ausgangspunkt zur Eroberung des Massivs ist die Monte Rosa-Hütte, die sich am nordwestlichen Fuß des Massivs auf einer Höhe von 2.883 Metern befindet. Eine weitere Station ist die Capanna Regina Margherita, die als höchstgelegene Berghütte auf 4.554 Metern gelegen ist. Möchten Sie den Berg auf der Normalroute erobern, ist das im hinteren Valle Sesia gelegene Alagna der beste Ausgangspunkt. An dieser Stelle sollten Sie mit der Seilbahn weiter reisen, die Kurs auf die Punta Indren nimmt. Alternativ steht Ihnen ein Lift ab Grissoney zur Verfügung. Sind Sie am Passo dei Salati auf einer Höhe von 2.936 Metern angelangt, erfolgt die eigentliche Besteigung des Monte Rossa. Sie sollten über die entsprechende Erfahrung und Trittsicherheit verfügen, um den Zusteig vom Stolemberg bis zum Lisgletscher vorzunehmen. Möchten Sie hingegen das Nordend oder die Dufourspitze erklimmen, sollten Sie den Aufstieg von Zermatt aus planen. An dieser Stelle können Sie mit der Gornergratbahn von der Station Rotenboden aus die komplette hiesige Gebirgswelt erforschen.
Bergführer weisen Ihnen den Weg
Bei der richtigen Planung können Sie innerhalb von drei Tagen alle wichtigen Gipfel erklimmen
Haben Sie genügend Energie und den nötigen Entdeckungsdrang, können Sie natürlich auch mehrere Gipfel hintereinander erobern. Haben Sie jedoch nicht die notwendige Erfahrung, sollten Sie sich zur Durchführung dieses Vorhabens unbedingt an einen Bergführer wenden. Bei der richtigen Planung können Sie innerhalb von drei Tagen alle wichtigen Gipfel erklimmen – die Vincent-Pyramide, das Balmenhorn, die Zumsteinspitze, Signalkuppe, Parrotspitze sowie die Ludwigshöhe eingeschlossen. Ziehen Sie Lifte und Seilbahnen dem Wanderstock vor, stehen Ihnen optional bequemere Aufstiegshilfen wie die Mantova-Hütte oder Gnifetti-Hütte zur Verfügung. Den Aufstieg zur Monte Rosa-Hütte können Sie von Zermatt aus ebenfalls mit der Gornergratbahn abkürzen. Ihre Suche nach weiteren Anlaufstationen im Gebirgsmassiv wird mit Einrichtungen wie der Täschhütte, Theodulhütte, Gandegghütte oder dem Berghaus Flue belohnt.