Es gibt nicht viele Worte, die den Anblick der Orridi di Uriezzo passend beschreiben. Doch wenn das Antlitz der Schluchten von Uriezzo auf wenige Worte reduziert werden müsste, wären es sicherlich Ausdrücke wie "düster" und "geheimnisvoll". Die Schluchten sind nicht irgendein Naturschauspiel und kein Ausflugsziel unter vielen. Im Gegensatz zu zahlreichen ähnlichen Naturspektakeln können Sie diese Naturlandschaften sogar selbst begehen.
Die Schluchten von Uriezzo
Orridi die Uriezzo
Auf Ihrer Wanderung erobern Sie einen ganzen Komplex an Schluchten, der in der Provinz Verbano-Cusio-Ossola im Valle Antigorio zu Hause ist. Das Schluchtenensemble aus dem Piemont befindet sich in der Nähe der Siedlung Uriezzo und zieht seine Besucher seit vielen Jahrhunderten wie einen Magneten an. Die Entstehung dieser Naturschönheit geht bereits auf die Eiszeit zurück. Hierbei spielte das Abschmelzen des Toce Gletschers eine ausschlaggebende Rolle. Die Schluchten von Uriezzo wurden von verschiedenen Gebirgsbächen in den Fels gegraben, die allesamt unter dem Toce Gletscher entlang verliefen. Dieser Gletscher deckte einst das gesamte Formazza-Tal ab. Doch heute sind die Schluchten komplett ausgetrocknet. Da die Feuchtigkeit gänzlich aus den Orridi di Uriezzo verschwunden ist, können Sie das Gelände heute sogar durchlaufen. Nehmen Sie sich genügend Zeit und bewundern Sie die pittoresken Formationen. Dadurch erblicken Sie aus nächster Nähe, wie das Gelände einst geformt gewesen ist.
Ein Naturschauspiel mit hohem Seltenheitswert
Die Schluchten werden durch unzählige riesige Hohlräume geformt
Aufgrund der erosiven Wirkung der Gebirgsbäche und Gletscher ist eine fantastische Form entstanden, die in den Alpen hohen Seltenheitswert hat. Die Schluchten werden durch unzählige riesige Hohlräume geformt, die zum Teil über gewundene enge Gänge miteinander verbunden sind. In einigen Bereichen liegen die Wände so dicht beieinander, dass sich der Himmel nur erahnen lässt. Diesen Anblick sehen Sie gewiss nicht alle Tage. Da einige dieser Schluchten ausgetrocknet sind, können Sie inmitten der Orridi di Uriezzo insgesamt drei Schluchten zu Fuß erlaufen. Eine vierte Schlucht ist ebenfalls ausgetrocknet. Allerdings ist dieser Bereich sehr schwer zugänglich und endet an einem Bachbett. Die Wege zu den einzelnen Schluchten sind ausgeschildert. Die Höhenunterschiede können durch Sie problemlos durch Eisentreppen überwunden werden. Der felsige Boden ist mit einer Schlammschicht gesäumt und deshalb nicht in allen Bereichen gut ersichtlich. Lassen Sie Ihre Blicke schweifen, um die Orridi di Uriezzo in all ihren Facetten zu bewundern. Zugleich ist die Region ein vielfältiges Ökosystem, in dem sich insbesondere Moose und Farne auch den schwierigsten Bedingungen anpassen.
Die Südschlucht
Die reizvollste Gebiet der Orridi di Uriezzo ist zweifelsohne die Südschlucht. Das von Einheimischen als "Grab von Uriezzo" bezeichnete Terrain ist bis zu 30 Meter tief und 200 Meter lang. Diese Schlucht setzt sich aus einer bizarren und gewundenen Reihe von Trockenkesseln zusammen, welche über enge Passagen miteinander verbunden sind. Ihre Entdeckungstour zur Kuppel von Verampio führt Sie an einen Ort, der während der Faltung und Hebung der Zentralalpen entstanden ist. Hierbei bildeten sich domähnliche Strukturen heraus, die das sogenannte Verampio-Fenster erschufen. Dieses "tektonische Fenster" ist heute in Form einer Kuppel angelegt. Aus dieser Formgebung hat dieser Teil der Orridi di Uriezzo auch seinen Namen.
Die Nordost-Schlucht
Möchten Sie die Nordost-Schlucht erobern, ist Ihr Klettergeschick gefragt. Das Besondere an dieser Schlucht ist, dass diese Formation an einigen Stellen sehr eng ist. Die grüne Orrido Nord-Est erreicht bei einer Tiefe von bis zu zehn Metern eine Länge von etwa 100 Metern. Die West-Schlucht, die Orrido Ovest, setzt sich mit ihren riesigen Mäandern und Kesseln aus zwei separaten Bereichen zusammen. Zudem werden die Orridi di Uriezzo von einer vierten Schlucht gebildet. Diese Schlucht, die Vallaccia, ist unterhalb der Monumentalkirche von Baveno gelegen. Diese Vallacia ist inmitten der Schluchten von Uriezzo allerdings nur schwer zu Fuß erreichbar. Einerseits ist dieses Gebiet sehr schwer zugänglich. Auf der anderen Seite endet dieser Teil des Naturschauspiels mit einem abrupten Absturz über dem Bach Devero.
Die Marmitte dei Giganti
Die Schluchtenregion wird durch die Marmitte dei Giganti abgerundet. Binnen drei Kilometern sinkt der Toce zwischen Premia sowie Verampio abrupt 160 Meter in die Tiefe. Dadurch gräbt sich in diesem Bereich eine riesige Gletscherstufe in die Tiefe. Dieser Vorgang erzeugte am Fluss Toce bei Maiesso stark erodierte Felsen, die die Bezeichnung "Kessel der Riesen" tragen. Dieser Felskomplex, die Marmitte dei Giganti, sind Hohlräume in beeindruckender Form von Zylindern oder Halbkugeln. Bei deren Anblick lässt sich nur erahnen, mit welcher Intensität und Wucht das durch die Gletscher erzeugte Schmelzwasser in den Felsen eingedrungen ist.
Anfahrt zur Orridi di Uriezzo
So erreichen Sie die Schluchten von Uriezzo
In den Orridi di Uriezzo sind die Südschlucht, West- sowie Nordschlucht am einfachsten begehbar. Wählen Sie die Zufahrt von Premia aus, müssen Sie das Felsentor von Balmafredda passieren, das eigentlich als Sportkletterwand genutzt wird. Sind Sie an der Brücke angelangt, die sich über den Toce-Fluss erstreckt, können Sie sich vom Anblick des Orrido von Arvera verzaubern lassen. Bei dieser Anfahrt stehen Ihnen Parkplätze an der Kirche Santa Lucia zur Verfügung. Bevorzugen Sie den Zugang von Baceno, machen Sie am Parkplatz an der Monumentalkirche San Gaudenzio Halt. Anschließend orientieren Sie sich am Wanderweg, der in Richtung Südosten verläuft. Entscheiden Sie sich für den Zugang von Verampio bei Crodo, folgen Sie der Gas-Pipeline, die ab dem Restaurant "Campagna" verläuft. Haben Sie danach den Devero-Bach überquert, wandern Sie parallel zum Fluss Toce, bis Sie die Aussichtsbrücke zu den Marmitte dei Giganti erreicht haben. An dieser Stelle ist der Eingang der Süd-Klamm für Sie nach einer leichten Steigung im nördlichen Teil zugänglich.