Die Anfänge der Pfarrkirche San Martino reichen bis auf das 16. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit wurde das Gotteshaus auf den Überresten eines Oratoriums aus dem 15. Jahrhundert erbaut. Bis heute sind sich Historiker nicht zu 100 Prozent sicher, ob die nötige Inspiration für die Kirche tatsächlich der Architekt Giovanni Beretta lieferte. Doch auch wenn ein anderer Baumeister die architektonische Geburtsstunde der Pfarrkirche einläutete: Kreativität war eindeutig die große Stärke der Architekten.
Ein gelungener Mix unterschiedlicher Stilrichtungen
Das Gesamtkonzept der Kirche von San Martino
Man muss schon zweimal hinschauen, um das Gesamtkonzept der Kirche von San Martino auf sich wirken zu lassen. Gewiss wird Kunstkennern nicht verborgen bleiben, dass in diesem Gotteshaus unterschiedliche Stilrichtungen vereint sind. Beim Anblick des Kirchenschiffs und des Chores besteht für Architekturbegeisterte gewiss kein Zweifel daran, dass diese Elemente dem Mittelalter entstammen. Im Zeichen barocker Gestaltungselemente stehen hingegen der Turm sowie die im Kirchenraum angebrachte Erhöhung. Während diese Teile des Kirchbaus aus dem 16. Jahrhundert stammen, wurde die Fassade im 19. Jahrhundert verfeinert. In den 1950er und 1960er Jahren scheuten die Stadtverwaltung und Architekten keine Kosten und Mühen, um das Gotteshaus nach einer umfassenden Restaurierung seitdem harmonisch noch einheitlicher wirken zu lassen.
Hier zählt jedes Detail
Handschrift des Architekten Giovanni Beretta
Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Glockenturm, dessen Historie schon in der Anfangszeit des Bauwerks beginnt. Besonders robust erbaute Sockel und die Gesimse der Pfarrkirche San Martino tragen ebenfalls die Handschrift des Architekten Giovanni Beretta. An der westlichen Fassade ist die Jahreszahl 1563 verewigt. In diesem Jahr – davon gehen Bauhistoriker heute aus – erhielt das Gotteshaus vermutlich seinen letzten Feinschliff. Das Kirchenschiff des Gotteshauses gleicht einer riesigen Schatztruhe. Denn lange, bevor Sie den prachtvollen Hochaltar aus dem 18. Jahrhundert erreicht haben, ist dieser Teil der Kirche von zahlreichen Holz- und Marmoraltären gesäumt. Doch obwohl die einzelnen Altäre mit ihrer atemberaubenden Liebe zum architektonischen Detail beeindrucken, krönt der Hochaltar diesen Teil des Gotteshauses. Stuckaturen im barocken Stil verleihen dem Chor sein unverwechselbares Äußeres. Über dem Chor ist ein Altarbild von Antonio Ciseri verewigt. Der zu Beginn der 1820er Jahre in Ronco sopra Ascona geborene Künstler bildet auf der Leinwand den heiligen Bischo San Martino ab.
Ebenso eindrucksvoll ist der Seitenaltar der Werkstatt der Picaldi, der dem Heiligen San Rocco gewidmet ist. Dazu gesellt sich ein Seitenaltar der Rosenkranzmadonna, der auf den Bildhauer Bernardo Giudici zurückzuführen ist. Dieses in den 1780er Jahren erschaffene Kunstwerk besticht mit seinen neoklassischen Elementen. Das Ensemble imposanter Altäre wird außerdem durch den dritten Seitenaltar abgerundet. Die Herkunft dieser heiligen Stätte ist zwar bis heute eines der am besten gehüteten Geheimnisse rund um die Pfarrkirche. Doch es ist kein Geheimnis, dass dieser Seitenaltar die Schmerzensmutter darstellt. Einige Historiker sind übrigens der festen Überzeugung, dass der Seitenaltar ein Werk aus dem Jahre 1810 ist. Dieser Behauptung stehen jedoch Gestaltungselemente aus dem 18. Jahrhundert gegenüber.
Fresken eines namhaften italienischen Künstlers
Durch die imposante Bauweise gelingt es dem Gotteshaus aus der breiten Masse von Roncos Sakralbauten hervorzustechen
Noch immer befinden sich in der Pfarrkirche San Martino Überreste von Fresken, deren Gestaltung hauptsächlich auf den Künstler Antonio da Tradate zurückzuführen ist. Historiker sind sich einig, dass die auf der rechten Seite des Chors angebrachten Fresken im 15. Jahrhundert vom Meister höchstpersönlich erschaffen wurden. Mittlerweile ist die Pfarrkirche San Martino ohne diese künstlerischen Abbildungen überhaupt nicht mehr vorstellbar. Diese kleinen Kunstwerke tragen Bezeichnungen wie "San Fabiano", "San Defendente", "Die Apostel" oder "Zyklus der Monate".
Wer eine Stadt wie Ronco sopra Ascona in all ihren Facetten erobern möchte, sollte genügend Zeit für einen Abstecher zur Pfarrkirche San Martino einplanen. Durch seine imposante Bauweise gelingt es diesem Gotteshaus, aus der breiten Masse von Roncos Sakralbauten hervorzustechen – mit seiner Vorliebe zum künstlerischen Detail und einer harmonischen Symbiose unterschiedlichster Stilelemente.